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… Fortsetzung


Tadellos brennt's

Auch in Niederbayern gehen mehrere Schuppen von Brauereibesitzern in Flammen auf. In Dorfen ist es zu dieser Zeit noch relativ ruhig. Das starke Geschlecht straft die verhaßten Brauer bis dahin noch eisern mit Verachtung, sprich mit einem rigorosen Bierboykott. Doch obwohl Brauereien wegen des Boykotts ihr Bier wegschütten müssen, wird am neuen Bierpreis festgehalten.


Der 5. Juni 1910 ist ein Sonntag, wie man ihn in Dorfen schon lange nicht mehr gesehen hat. Seit Tagen strahlt die Sonne schonungslos von einem wolkenfreien Himmel. Schon am Morgen herrscht brütende Hitze, der den Menschen die Kehle austrocknet. Es ist Marktsonntag, und die Stimmung unter den seit Wochen "trockengelegten" Männern ist explosiv. Es ist nach ein Uhr, als das Gasthaus "Zum Jakobmayer" in Flammen aufgeht. Kurze Zeit brennt auch die "Soafa". Das Feuer erfasst schnell auch benachbarte Gebäude.


Aus der ganzen Umgebung werden die Feuerwehren alarmiert, angesichts der Aussicht auf reichlich Freibier werden auch zahlreiche Schaulustige und Freiwillige nach Dorfen gelockt. Nicht nur der Brand wird gelöscht. In nicht wenigen der Löscheimer ist Bier, das den Durst der Feuerwehrler und Helfer stillt. Das Freibier fließt reichlich, die vom Brand betroffenen Brauereien lassen sich da nicht lumpen. Nach Wochen des Bierboykotts kein Wunder, daß das Angebot genutzt wird.


Freibier fließt

Noch während der Löscharbeiten werden Stimmen laut, die frotzeln, daß es "dem Bräu nichts schadet", daß es brennt! Die Feuerwehrler untereinander benehmen sich "sehr ausgelassen", geraten immer wieder in Streit. Rund sechs Stunden nach Ausbruch des Brandes, also gegen 19 Uhr, ist das Feuer 

nter Kontrolle. Die an den Löscharbeiten  

Beteiligten versammeln sich jetzt am Marktplatz um sich mit ganzer Hingabe dem

Freibier zu widmen. Der Dorfener Wachtmeister Ehrenteich vermerkt später in seiner Darstellung vor Gericht, daß "unendlich viel Freibier zu den Feuerwehren hingetragen wurde, in Putzschöffern, Milchkübeln und anderen Gefässen, aus denen es die Leute mit den Maßkrügen herausschöpften". 


Mit stark steigendem Alkoholpegel werden die Vorgänge des Tages zunehmend heftiger diskutiert. Schwere Meinungsverschieden-heiten zwischen den Herumstehenden mit "Watschn" in der Folge bleiben nicht aus. Jetzt wird auch die Gendarmerie aktiv, versucht, die Streithanseln auseinanderzubringen. Dazu setzt die Polizei auch "Wasserwerfer" in Form herumliegender, unter Druck stehender Feuerwehr-schläuche ein. Die "Staatsmacht" macht dadurch die Krawallbrüder nur noch wilder. Den Gendarmen bleibt nur noch die Flucht in das Gebäude der Brauerei Bachmayer.


Die Menge tobt

Draußen tobt die Menge, will die Brauerei der Familie Bachmayer einnehmen. Fenster werden eingeworfen, die Wirtsstube im Parterre gestürmt, Stühle und Tische zerschlagen. Was an Bier zu kriegen ist, wird von der johlenden Meute getrunken.


Die Familie des Brauereibesitzers Josef Bachmayer, die sich in ihrer Wohnung verbarrikadiert hat, fürchtet um Gesundheit und Leben. Familienmitglieder sagen später aus, man habe sich vorgenommen, "im Notfall zu schießen, denn das Spektakel war ein heilloses". Weiterlesen …